„Tatort Arbeitsplatz“

Eine Fachtagung zum Tag der Kriminalitätsopfer am 22. Februar im Innenministerium die Arbeit des WEISSEN RINGES für Opfer von Gewalt am Arbeitsplatz und berichteten über ihre Erfahrungen und Ziele.
Präsident des WEISSEN RINGES Hon. Prof. Dr. Udo Jesionek betonte in seiner Rede: „Gewaltdelikte im Arbeitsumfeld sind ein vielfach unterschätztes Phänomen. Das Bewusstsein über die gefährlichen Folgen von Gewalt am Arbeitsplatz, die bis zur Berufsunfähigkeit führen können, ist in den letzten Jahren gestiegen. Interessensvertretungen verbessern die Situation für Betroffene, das Bewusstsein über die Problemlage wächst. Und dennoch bleiben viele Opfer von Gewalt am Arbeitsplatz ohne Unterstützung. Der Tag der Kriminalitätsopfer 2016 ist ein guter Anlass, gemeinsam über Verbesserungen nachzudenken. Wir streben eine effektivere Vernetzung aller Hilfsmaßnahmen an, damit Opfer möglichst schnell, unbürokratisch und vor allem umfassend betreut werden können.“
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion der ExpertInnen wurden verschiedene Probleme in der Arbeit mit Opfern von Gewalt am Arbeitsplatz thematisiert. Ganz zuvorderst steht der Mangel an Information. Noch immer gibt es eine Vielzahl von Betroffenen, die nicht ausreichend über ihre Rechte und Möglichkeiten Bescheid wissen. Ganz besonders davon betroffen sind Personengruppen , die aufgrund eines prekären Dienstverhältnisses (z.B.: freie DienstnehmerInnen, Scheinselbständige) schwerer in den Genuss innerbetrieblicher Leistungen kommen.
Ebenfalls sehr betroffen sind Menschen, die wiederholt Opfer von Gewalt am Arbeitsplatz wurden. Sie sind oft nicht mehr in der Lage, ihre bisherigen Tätigkeiten weiter auszuüben. Für sie braucht es verbindliche Lösungen.

Der WEISSE RING formuliert folgende Ziele:
– Informationspflicht der ArbeitgeberInnen an Betroffene über Opferschutzeinrichtungen und Möglichkeiten der Hilfestellung
– Kündigungsschutz nach einer Gewalttat
– Die Ernennung einer/s Opferbeauftragten bei Betrieben mit über 100 MitarbeiterInnen – Recht auf Versetzung innerhalb eines Betriebes
– Verstärkung der Präventionsarbeit durch regelmäßige Schulungen unter Einbeziehung von Opferhilfeeinrichtungen und der Polizei
– verstärktes Bewusstsein und besserer Schutz für Personen in prekären Arbeitsverhältnissen
– Aufbau von Netzwerken und Kooperationen z. B. in Form von regelmäßigen Netzwerktreffen

Alle DiskutantInnen sind sich darüber einig, dass nur eine gemeinsame Lobbying-Arbeit umfassende Verbesserungen ermöglichen kann.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion:
Roman Hebenstreit, Stv. Vorsitzender der Gewerkschaft VIDA, Ing. Peter Hollenthoner, Physical Security der Erste Group, Karl Gietler, MBA, Stv. BILLA Betriebsrat, MMag.a Desirée Schorn, MA, Austrian Airlines, Wolfgang Haupt, B.A. Stv. Leiter des Landeskriminalamts Wien, Mag. Franz Galla, Rechtsanwalt, juristischer Prozessbegleiter und Vorstand des WEISSEN RINGES und Mag.a Barbara Unterlerchner, Expertin für Opferrecht und juristische Prozessbegleiterin vom WEISSEN RING Eröffnungsreferat Hon. Prof. Dr. Udo Jesionek

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Foto: v. l.: Vizepräsident der Wirtschaftskammer Mag. Jürgen Roth, ÖGB Präsident Erich Foglar, Sozialminister Alois Stöger, Innenministerin Mag.a Johanna Mikl-Leitner, Sektionschef im Justizministerium Mag. Christian Pilnacek, Präsident WEISSER RING Hon. Prof. Dr. Udo Jesionek (Foto: BM.I)

 

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