Gewalt im Netz

„Meine kleine Schwester hat Nacktfotos bekommen.“ „Ich wurde als Schlampe beschimpft.“ „Ich lese so oft, wie Musliminnen beschimpft werden. Ich hab jetzt meinen Account gelöscht.“ Im Gespräch mit jungen Frauen kann schon der Eindruck entstehen, dass das Internet ein Ort der Hassrede und Pornographie ist.

Dringender Handlungsbedarf

Tatsächlich haben laut einer vom Bundeskanzleramt 2017 beauftragten Bestandsaufnahme zu „Gewalt im Netz an Frauen und Mädchen in Österreich“ über 60% der Mädchen zwischen 15 und 18 Jahren angegeben, im letzten Jahr eine Form von Gewalt im Netz erlebt zu haben. „Beleidigt und beschimpft wurden insbesondere junge Mädchen und vor allem jene, die sich ehrenamtlich engagierten“, berichtete Sabine Mandl, Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte,Co-Autorin der Studie.

Für junge Männer gibt es in Österreich keine vergleichbaren Daten. Es ist aber anzunehmen, dass die Gewalterfahrungen nicht weniger und nicht harmloser sind. Es besteht also dringender Handlungsbedarf!

ÖZPGS lud zur Fachtagung

„Ein vom Frauenministerium finanziertes Projekt hat uns letztes Jahr die Möglichkeit gegeben, Trainingsmethoden auf Basis der Bestandsaufnahme für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zu entwickeln. Was liegt näher, als diese Trainingsmethoden denen in die Hand zu geben, die mit jungen Menschen arbeiten!“ sagt Dina Nachbaur vom WEISSEN RING. Gemeinsam mit Sabine Mandl vom Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte folgte sie der Einladung des Österreichischen Zentrums für psychologische Gesundheitsförderung im Schulbereich (ÖZPGS), die Bestandsaufnahme vorzustellen und gemeinsam mit den Teilnehmer*innen Trainingsmethoden auszuprobieren. Das ÖZPGS beschäftigt unter anderem Schulpsycholog*innen und seit 2016 auch „Mobile interkulturelle Teams“ in der Bundesschulsozialarbeit. Bei drei Fachtagungen in ganz Österreich (Salzburg, Innsbruck und Wien) informierten sich insgesamt über 200 Expert*innen über das Ausmaß von Gewalt im Netz, den rechtlichen Rahmen und die Auswirkung auf Betroffene.

Respekt und gute Noten für die Zusammenarbeit!

Am Nachmittag wurden dann Trainingsmethoden gemeinsam ausprobiert. „Es heißt ja, Ärzte und Ärztinnen seien keine guten Patientinnen und Patienten. Auf den Schulbereich lässt sich das nicht umlegen: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekommen für Mitarbeit und Betragen alle einen römischen Einser!“ fasst Dina Nachbaur ihre Erfahrungen in den Workshops zusammen.

Danke für die Einladung und die gelungene Kooperation!

Foto: Sabine Mandl vom Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte und Dina Nachbaur, Geschäftsführerin des WEISSEN RINGS bei der vom ÖZPGS organisierten Fachtagung im Rainers Hotel Wien am 10.April 2019 / Copyright WEISSER RING/Orhan Maglajlic
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