Jahrestag / Am Abend des 2.11.2021 fand auf Initiative der Künstlerin Sabine Wiedenhofer unter dem Ehrenschutz des Präsidenten der israelitischen Kultusgemeinde Oskar Deutsch im Gartenpalais Liechtenstein eine ganz besondere Veranstaltung zum Gedenken an den Terroranschlag von Wien statt.
Die Opfer im Mittelpunkt
Oskar Deutsch bedankte sich bei allen, die am Abend des Anschlags Menschen geholfen haben: „Der heutige Abend steht im Zeichen der Solidarität“, hielt er fest. Die Anteilnahme der Wiener und Wienerinnen habe nicht nur gezeigt, wie unfassbar dieses Attentat war. Sie habe auch den Wert eine demokratischen Gesellschaft erkennen lassen. Cornelius Obonya, Schauspieler und Präsident der Aktion gegen Antisemitismus, legte in der Festrede dar: „Es ist nicht der Terror. Es gibt keine kollektive Schuld. Wer auf Menschen schießt, tut das nicht wegen seinem Gott – er schießt auf seinen Gott.“ Auch Cornelius Obonya forderte – wie bereits Oskar Deutsch vor ihm – den Namen des Attentäters nicht zu nennen, denn „der, dessen Namen wir nicht nennen, wird nichts erreicht haben“.
Amnesty Botschafterin für Menschenrechte und Schauspielerin Katja Riemann las einen eigenen, sehr berührenden fiktionalen Text, der auf den Geschehnissen von Hanau basiert und ließ damit das Unfassbare des Terroranschlags im Raum spürbar werden. TV- und Bühnenstar Philipp Hochmair brachte einen Ausschnitt aus seiner Performance Jedermann reloaded, in deren Mittelpunkt die zeitlose Frage steht, was vom Leben übrig bleibt, wenn es ans Sterben geht. Jedermann erhält vom Tod eine Frist. Hochmair schloss seinen Auftritt mit den Worten: „Die Opfer vom 2.11.2020 hatten keine Chance auf eine Frist.“
Die Staatsoper Wien stellte mit Stars wie Erwin Schrott, Kate Lindsey sowie der Opernschule, dem Bühnenorchester, dem Chor und dem Kinderchor der Staatsoper das musikalische Rahmenprogramm. Shmuel Barzilai, Oberkantor der Kultusgemeinde, brachte ein hebräisches Lied dar. Durch den Abend führten Schauspielerin und Gründerin des Vereines Chong Hilde Dalik und ORF Moderator und Preisträger des Journalistenpreis Integration Christoph Feurstein. Das Menü wurde von Haubenkoch Heinz Hanner kreiert.
Der WEISSE RING, an den der Erlös des Abends gehen soll, war an dem Abend durch Präsident Udo Jesionek und Geschäftsführerin Natascha Smertnig vertreten. „Ich bin unendlich dankbar für die große Unterstützung, die wir hier erfahren“, ist Udo Jesionek tief berührt. „Denn nur mit Hilfe von Spenden ist es möglich, allen beizustehen, die unsere Unterstützung brauchen.“
Aus Gedenken entstandene Kunst
Tausende Kerzen, Blumen und Briefe wurden an den Orten der Terroranschläge vom 2.11.2020 niedergelegt. Das überwältigende Lichtermeer ist erloschen, doch das Gedenken bleibt erhalten. Sabine Wiedenhofer hat sich dieses Material von der Stadt Wien erbeten, ehe es entsorgt hätte werden sollen. Sie ließ Tonnen von Kerzen, Bildern und Blumen zerkleinern und fusionierte dieses Material mit Glas und Aluminium. Die daraus entstandenen Skulpturen wurden im Rahmen des Galaabends in einer Silent Auction versteigert.
Auf die Frage, ob sie diese Initiative wieder setzen würde, stellte Sabine Wiedenhofer klar: „Man muss es tun – immer wieder.“ Die Kunstwerke seien mit dem Ziel entstanden, die Stimmung für immer festzuhalten, denn „wir müssen aufstehen und zusammenhalten.“
Im folgenden Beitrag erläutert die Künstlerin die Symbolik der Skulpturen.