16 Tage gegen Gewalt

25. November / Der heutige „Gedenktag für die Opfer von Gewalt an Frauen und Mädchen“ ist Startpunkt für die „16 Tage gegen Gewalt“, die mit dem „Tag der Menschenrechte“ am 10. Dezember 2021 enden.

Tatort Arbeitsplatz

Eine Kassierin im Supermarkt oder in der Bank wird Opfer eines Überfalls. Ein Taxilenker wird von einem Fahrgast bedroht. Ein Müllmann wird niedergeschlagen. Diese und zahlreiche andere Formen von Gewalt treten am Arbeitsplatz auf. Deshalb schließt sich der WEISSE RING der Forderung der Gewerkschaft vida an, die die Ratifizierung der ILO 190 durch das Europäische Parlament verlangt. Es handelt sich hier um die erste internationale Arbeitsnorm, die sich mit Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz beschäftigt. Die Konvention betont das Recht jeder und jedes Einzelnen auf eine Arbeitswelt, die frei von Gewalt und Belästigung ist.

Gewalt bleibt Gewalt – auch im öffentlichen Raum

„Auch wenn aufgrund der aktuellen öffentlichen Diskussion der Eindruck entstehen könnte, dass Gewalt gegen Frauen ausschließlich im privaten Umfeld ausgeübt wird, sollten wir jene Frauen nicht aus den Augen verlieren, die beispielsweise im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit oder auf der Straße zu Opfern werden. Hier ist im Gesetz nach wie vor eine Ungleichbehandlung festgeschrieben, die übrigens auch dem Artikel 8 der EU-Opferschutz-Richtlinie widerspricht“, verweist Udo Jesionek, Präsident WEISSER RING, auf eine langjährige Forderung des WEISSEN RINGS nach rechtlicher Gleichstellung von Opfern situativer Gewalt mit jenen von Gewalt in der Familie.

Wie wichtig diese Forderung ist, wird auch durch erste Ergebnisse einer unter Federführung von Birgitt Haller, Leiterin des Instituts für Konfliktforschung, erstellten Studie belegt. Frauen werden auch außerhalb familiärer Beziehungen Opfer von Gewalt. Es handelt sich dabei um mehr als ein Drittel der bekannten Fälle. In immerhin 12,9 % der Fälle bestand gar keine Beziehung und in 22,9 % der Fälle nur ein Bekanntschaftsverhältnis. Bei 2,8 % der Fälle handelt es sich um eine Zufallsbekanntschaft oder eine*n unbekannte*n Täter*in. Dabei geht es unter anderem um Delikte im Netz, aber auch um Gewalt an Frauen am Arbeitsplatz, nicht zu vergessen die weiblichen Opfer des Terroranschlags vom 2.11.2020. Für all die Betroffenen dieser Straftaten steht der WEISSE RING mit seinem Angebot als Opferhilfe-Einrichtung zur Verfügung. „Es wäre aus unserer Sicht wichtig, auch diese Opfer bei der geplanten Dunkelfeldstudie – im Interesse der Ausgewogenheit der Studie – zu berücksichtigen“, bekräftigt Tobias Körtner, Leiter Opferhilfe WEISSER RING.

Daten zu Gewalt an Frauen

Die Zahlen machen betroffen: Jede fünfte Frau ist ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Jede dritte Frau musste seit ihrem 15. Lebensjahr eine Form von sexueller Belästigung erfahren. Jede siebente Frau ist ab ihrem 15. Lebensjahr von Stalking betroffen.

Foto

Peter Traschkowitsch (vida), Brigitta Pongratz, Natascha Smertnig (WEISSER RING), Olivia Janisch (vida), Udo Jesionek (WEISSER RING), Maria Rösslhumer (Autonome Österreichische Frauenhäuser), Yvonne Rychly (vida), Tobias Körtner (WEISSER RING)
copyright: Thomas Lehmann

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