Mutig in die neuen Zeiten

Mitglied des Präsidiums / Martin Prinz ist seit 2014 in unterschiedlichen Funktionen für den WEISSEN RING aktiv. 2021 hat er die Aufgaben als Landesleiter Niederösterreich und Schriftführer des Vereins übernommen. Seit der Generalversammlung am 26.1.2024 ist er eines der Mitglieder des neu gewählten Präsidiums, das den Verein als Kollegialorgan führt.

Einstieg als Richteramtsanwärter

Der Kontakt zum WEISSEN RING geht auf die Zeit seiner Ausbildung zum Richter zurück. Die Zuteilung zu einer Opferschutz- oder Fürsorge-Einrichtung für mindestens zwei Wochen ist hier fixer Bestandteil. So wurde Martin Prinz gegen Ende des richterlichen Vorbereitungsdienstes für 14 Tage dem WEISSEN RING dienstzugeteilt. „Während der kurzen Zeit habe ich sehr viele Aspekte meiner eigenen, richterlichen Tätigkeit aus einer Perspektive kennen gelernt, die einem sonst in der Regel verborgen bleiben, wie beispielsweise die emotionale Belastung von Opfern, die Vorbereitung von juristischen Laien auf große Gerichtsprozesse, die Nachbetreuung“, erinnert sich Martin Prinz an diese an Einblicken reiche Zeit. „Das hat mir insofern sehr gut gefallen, weil es vor allem bei Jurist:innen und Psycholog:innen ganz unterschiedliche Zugänge beim Opferschutz gibt. Außerdem war der sehr respektvolle Umgang des Präsidenten einerseits und der Mitarbeiter:innen andererseits sehr erfreulich.“

So kam es, dass Martin Prinz mit dem WEISSEN RING in Verbindung blieb. Noch im selben Jahr organisierte er gemeinsam mit seiner Frau und zahlreichen Freund:innen in Tulln einen karitativen Punschstand. Die Einnahmen gingen an den WEISSEN RING.

Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist, es wär nur deine Schuld wenn sie so bleibt.

Die Ärzte „Deine Schuld“

Die Frage, ob der junge Richter sich vorstellen könnte, dauerhaft ehrenamtlich beim WEISSEN RING mitzuarbeiten, ließ nicht lange auf sich warten. Von 2016 bis 2018 hatte Martin Prinz die Funktion des stellvertretenden Landesleiters Wien inne. Dann tauschte er mit Oliver Scheiber die Position und war von 2018 bis 2021 als Wiener Landesleiter tätig. In der ersten Jahreshälfte 2021 übernahm er zusätzlich die Funktion des Landesleiters Niederösterreich. Mitte des Jahres wurde er gefragt, ob er nach dem Ausscheiden von Wolfgang Gappmayer die Aufgabe als Schriftführer übernehmen und Teil des Präsidiums werden könne, das sich zu diesem Zeitpunkt aus dem Präsidenten, drei Vizepräsident:innen, einem Kassier und einem Schriftführer zusammensetzte. „Dazu war ich gerne bereit“, bestätigt Martin Prinz sein unverändertes Engagement für den WEISSEN RING. Seit der Generalversammlung am 26.1.2024 ist Martin Prinz Teil des neu gewählten Präsidiums, dessen Mitglieder gemeinsam die Nachfolge von Präsident Udo Jesionek antreten. Die Mitglieder dieses Gremiums arbeiten als Kollegialorgan zusammen, was Martin Prinz sehr positiv erlebt: „Die Zusammenarbeit als gleichberechtigte Präsidiumsmitglieder ermöglicht einen offenen Austausch und eine rasche und flexible Entscheidungsfindung. Den Anliegen von Verbrechensopfern kann dadurch schneller und unbürokratischer geholfen werden.“

Situation von Verbrechensopfern verbessern

Der WEISSE RING steht kompromisslos für die Rechte der Opfer ein – ist also in gewisser Weise sehr parteiisch. Wir haben Martin Prinz gefragt, wie er diese Parteilichkeit erlebt. „Die Tätigkeit als Richter:in unterscheidet sich doch grundlegend von der einer Parteien- bzw. Opfervertreter:in. Während man als Richter:in allen Verfahrensparteien – sowohl im Zivil- als auch im Strafrecht – mit einer gewissen Äquidistanz gegenüber tritt, ist die Tätigkeit beim WEISSEN RING vor allem dadurch geprägt, die Situation von Verbrechensopfern in allen Bereichen so gut wie möglich zu verbessern“, fasst Martin Prinz zusammen. „Das heißt aber nicht, dass das stets zu Lasten anderer Beteiligter gehen muss. Beispielsweise kommt eine umfassende und weitsichtige Täter:innenarbeit in aller Regel auch dem Opfer zugute.“

Die Schwerpunkte in der Arbeit des WEISSEN RINGS sieht Martin Prinz in der Vereinfachung des Zugangs von Opfern zu ihren Rechten – hier vor allem in der Umsetzung einer automatischen Weiterleitung von Daten – sowie in der Ausweitung der Hilfsangebote. Besondere Bedeutung kommen dabei aus seiner Sicht Themen wie der Mehrsprachigkeit der Hilfeleistung und den Büros in den Bundesländern zu.

Persönliches

Martin Prinz wurde am 4.3.1989 geboren. Er lebt in Niederösterreich, ist verheiratet und seit April 2021 Vater eines kleinen Buben. Nach einer Tourismusausbildung und Stationen als Koch und Kellner in Großküchen in und außerhalb Wiens und einigen Engagements im Musikveranstaltungsbereich war er neben dem Studium in zwei großen Wiener Anwaltskanzleien tätig, hat sich aber dann für den Richterberuf entschieden.

Seine Freizeit verbringt er vor allem mit Musik, Kochen und sportlichen Ausflügen.

Auf die Frage nach seinem Lebensmotto zitiert er die Bundeshymne und die deutsche Punkband „Die Ärzte“.

Mutig in die neuen Zeiten

Bundeshymne der Republik Österreich

Beruflicher Werdegang

  • 2008 bis 2011: Studium der Rechtswissenschaften in Wien und Utrecht
  • 2011 bis 2016: Gerichtsjahr und Richteramtsanwärter im Sprengel des Oberlandesgerichts Wien
  • 2016 bis 2018: Richter des Landesgerichts St. Pölten (Strafrecht) und des Bezirksgerichts Lilienfeld (Straf- und Pflegschaftsrecht)
  • 2018 – 2024: Richter des Bezirksgerichts Krems (Zivil- und Erwachsenenschutzrecht)
  • seit 01 / 2024: Mitglied des Beirats der „Ermittlungs- und Beschwerdestelle Misshandlungsvorwürfe“ (EBM)
  • seit 02 / 2024: Richter am Bezirksgericht für Handelssachen Wien

Der WEISSE RING und seine Struktur

Mehr zur Struktur des WEISSEN RINGS und zu den Funktionen innerhalb des Vereins finden Sie hier.

03 / 2022, aktualisiert 02 / 2024

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