„UNDINE KOMMT“ – ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen

Die oberösterreichische Künstlerin Petra Stelzmüller setzt sich mit „Undine kommt“, einem Kunstprojekt im öffentlichen Raum, gegen Gewalt an Frauen ein und verwandelt Wasserrohre in Sprachrohre für Frauen.

Die oberirdischen Leitungsrohre, die sich wie außerirdische Konstrukte durch Wien winden, wurden mit freundlicher Unterstützung der Wiener Linien im Sigmund-Freud-Park mit Texten von Ingeborg Bachmann gestaltet. Dabei standen vor allem zwei wichtige Botschaften im Fokus:

  1. Die Erwartungen der Gesellschaft an die Rolle der Frau und die Position der Frau in der Gesellschaft (wie z.B. Gehalt, Gleichstellung, etc.): das betrifft den öffentlichen und sichtbaren Außenbereich.
  1. Die Beziehung zwischen Menschen, vor allem physische und psychische Gewalt an Frauen durch Männer (2022: 30 Femizide): das betrifft den privaten und nicht gleich sichtbaren Bereich.

Das Kunstprojekt „Undine kommt“ verwendet Zitate aus „Undine geht“ (1961) von Ingeborg Bachmann, der ersten deutschsprachigen feministischen Schriftstellerin der Nachkriegszeit. Ausgewählte Textpassagen winden sich wie eine Schlange an den Rohren entlang. Parkbesucher:innen und Kunstinteressierte können von der Ferne das Projekt erkennen und werden eingeladen, die Installation lesend zu begehen.

Ingeborg Bachmann beleuchtet als Schriftstellerin das Geheimnisvolle, das Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit, von Diskretion und Indiskretion. Petra Stelzmüller kontextualisiert auf künstlerische Art Innen und Außen: sowie das Äußere, der Text, mit dem Inneren, dem Grundwasser, eine Einheit bildet, so steht das Öffentliche, das Sichtbare, mit dem Privaten, dem Unsichtbaren, in Zusammenhang.

Das Projekt „Undine kommt“ bedeutet eine Umkehr und steht dafür, dass sich das weibliche Geschlecht nicht mit dem Tatbestand zufriedengibt, sondern aufbegehrt, auf sich aufmerksam macht und ein Statement setzt:

gegen physische Gewalt, aber auch gegen deren psychische Ausformungen wie Bedrohungen, Abwertungen, Demütigungen, Mobbing, Einschüchterungen, Stalking und Beschimpfungen.

Gewalt gegen Frauen

Gewalt gegen Frauen ist ein wichtiges Thema, gegen das sich auch der WEISSEN RING im Bereich der Opferhilfe stark macht. Frauen werden wesentlich öfter Opfer situativer Gewalt als allgemein angenommen, auch wenn manchmal der Eindruck entsteht, Gewalt gegen Frauen werde hauptsächlich im persönlichen Nahbereich ausgeübt. Anhand von QR-Codes, die auf Planen gedruckt wurden, leitet Stelzmüller den Betrachter ihrer Botschaften auf eine Website mit Links zu Beratung und Hilfe. Darunter befinden sich auch der WEISSE RING sowie der vom WEISSEN RING betriebene Opfer-Notruf 0800 112 112 des Justizministeriums als wesentliche Anlaufstellen.

Eröffnung und Nachnutzung

Die temporäre Installation „Undine kommt“, wurde am 6. Juni 2023 unter dem Ehrenschutz von Mag.a Doris Schmidauer und im Beisein Doris Bures, 2. Präsidentin des Nationalrates, Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál, Bildungsdirektor Mag. Heinrich Himmer und Bezirksvorsteherin Mag.a Saya Ahmad eröffnet.

Das Kunstprojekt setzt ein sanftes, aber doch nachdrückliches Zeichen gegen Gewalt an Frauen und ist noch ein Jahr lang im Sigmund-Freud-Park zu sehen.

Die für die Installation produzierten Planenteile werden nach Beendigung des Projekts von einem sozial geführten Frauenverein zu Umhängetaschen und Accessoires umgenäht und bei einer Charity-Auktion versteigert.

Zum Weiterlesen

Projekt Undine kommt
Zur Person Petra Stelzmüller
Situative Gewalt

Fotocredit: Erich Reismann

06 / 2023

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