Ein Angebot der Wiedergutmachung


Der WEISSE RING bringt in den Modellversuch „Opfer-Täter-Dialog“ die Stimme der Verbrechensopfer ein.
Seit Februar 2025 gibt es den Modellversuch „Opfer-Täter-Dialog“ des Vereins NEUSTART in vier Bundesländern: Tirol, Salzburg, Kärnten und Wien. Das Projekt folgt dem Ansatz von Restorative Justice und bringt die direkt Beteiligten an einer Straftat (Geschädigte und Beschuldigte) zu einer Suche nach Lösungen zusammen.

Der WEISSE RING kooperiert bereits seit Jahresanfang mit NEUSTART, um die Bedürfnisse von Verbrechensopfern im Projekt abzubilden. „Ich freue mich sehr, dass NEUSTART uns eingeladen hat, Teil dieses Projekts zu sein. Wir können Verbrechensopfer in den Gesprächen begleiten bzw. auch unsere Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, wenn sie das wünschen“ meint Natascha Smertnig, Geschäftsführerin WEISSER RING.

Der Modellversuch sieht zwei Möglichkeiten vor:

  • Während eines Hauptverfahrens, wenn Diversion nicht möglich ist, Opfer und Täter:in natürliche Personen sind und persönlicher Klärungsbedarf besteht
  • Nach einem Urteil, wenn zusätzlich zur juristischen Entscheidung persönlicher Klärungsbedarf besteht

Die Teilnahme ist freiwillig und der Dialog dauert so lange, wie es möglich und von den beiden Parteien gewünscht ist. Zu Beginn werden jeweils Einzelgespräche mit den Betroffenen geführt. Auf Wunsch des Opfers ist eine Begleitung durch den WEISSEN RING möglich, ein direktes Zusammentreffen zwischen Opfer und Täter:in ist nicht unbedingt notwendig, kann aber stattfinden, wenn von beiden gewünscht.

Erklärungen können helfen

Thomas Lehmert, Opferhilfe-Mitarbeiter des WEISSEN RINGS, meint dazu: „Es ist wichtig, Verbrechensopfern das Angebot mit der nötigen Sensibilität näher zu bringen. Vor dem Beginn eines solchen Dialogs ist auch zu klären, ob Täter:innen wirklich bereit sind, sich mit den Folgen ihrer Tat auseinanderzusetzen. Andererseits ist es natürlich wichtig, ob die Betroffenen den Wunsch haben, mehr über die Hintergründe einer Tat zu erfahren.“ Aus internationalen Erfahrungen ist bekannt, dass 60 % der Täter:innen und 40 % der Opfer an einem solchen Dialog interessiert sind.

Im Rahmen des Dialogs gibt es die Möglichkeit der direkten Klärung von offenen Fragen. Emotionale Bedürfnisse und Wünsche nach Wiedergutmachung können thematisiert und berücksichtigt werden. Gegebenenfalls gibt es auch eine rasche Schadenswiedergutmachung, die wiederum beim Bewältigen der Opfer-Erfahrung helfen kann. Das Angebot gilt nicht nur für direkt Betroffene, sondern auch für Hinterbliebene.

Viele Verbrechensopfer beschäftigen sich eingehend damit, was der Grund für eine Tat war und warum sie zum Opfer geworden sind. Eine ehrlich gemeinte Entschuldigung und eine Antwort auf diese Fragen kann es leichter machen, dieses Erlebnis hinter sich zu lassen.

Der Modellversuch läuft für zwei Jahre.

Mehr Informationen zum Modellversuch finden Sie hier.

05/2025

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